Magazin
Geschichte
Kultur
Stadtentwicklung
Sehenswürdigkeiten
Museen
Themen&Specials
Die Umgebung
Foto-Galerie
Literatur


Home

Stadtentwicklung

1. Hintergrund

2. 1703 - 1725 Der erste Spatenstich bis zum Tode Peter I.

3. 1725-1801 Ausbau und Konsolidierung
Vom Tode Peter I. bis zum Regierungsantritt Alexander I.

4. 1801 - 1917
Die Vollendung der imperialen Hauptstadt und gesellschaftlicher Wandel



4

Mit dem Regierungsantritt Alexanders I. setzte die letzte große Epoche öffentlichen Bauens ein, in der die imperiale Hauptstadt ihre Vollendung fand. Analog der europäischen Entwicklung orientierten sich auch die Architekten in St. Petersburg an den Vorbildern der Antike, jedoch setzte der "Alexandrinische Klassizismus" seine eigenen Maßstäbe im Hinblick auf die Dimensionen, in den gebaut wurde. Besonders nach den Siegen über Napoleon 1812, 1813 und dem triumphalen Einzug Alexander I. im März 1814 in Paris, spiegelte sich das neue Selbstverständnis als europäische Ordnungsmacht in der Größe architektonischer Ensembles wie dem Generalstabsgebäude und dem Schloßplatz wieder. Dabei spielte auch der Einfluß von Konzepten zur imperialen Stadt eine Rolle, die noch unter Napoleon an der Pariser Akademie entwickelt wurden. In keiner europäischen Stadt wurden in den ersten Jahrzehnten des 19. Jh. vergleichbare Bauvorhaben in Angriff genommen.

Der Schloßplatz mit dem Generalstabsgebäude und der 1832 aufgestellten Alexandersäule

Die großen Bauvorhaben vor 1812 trugen schon einem gewachsenem Selbstbewußtsein Rechnung. Der Umbau der Werft zu einem repräsentativen Verwaltungsgebäude der Admiralität (1806-1820), die Anlage der Strelka mit dem zentralen Blickfang der Börse (1804-1810) und der Bau der Kasaner Kathedrale (1801-1811), die nach dem Vorbild des Petersdom in Rom entstand.

Die Ostspitze der Wassilij-Insel, die Strelka mit der Börse und den Rostra-Säulen. Damit wurde die letzte Lücke im "nassen Dreieck" zwischen Schloßufer, Festung und Wassilij Insel geschlossen. Leider verunstalten heute Industrieschlote das Panorama, welches die Symmetrie der Anlage gut erkennen läßt.

Zu den großen Architekten dieser imperialen Bau-Epoche zählt Carlo Rossi, der in seiner Bedeutung mit Rastrelli vergleichbar ist, und dem es vorbehalten blieb, die letzten städtebaulichen Akzente zu setzen. Rossi besticht durch eine ausgeprägte Fähigkeit, einzelne Teile zu einem konzeptionellen Ensemble zusammenzuführen. Mit der Anlage des Schloßplatzes und des Generalstabsgebäudes begann er 1819. Auch der Komplex vom Aleksandrinskij-Theater über die Ballett-Akademie, die Rossi-Straße bis zum Halbrund des Lomonossow-Platzes wurde von Rossi entworfen. Das letzte wichtige Objekt seines Schaffens ist der Senatsplatz mit dem Gebäude des Senat und Synod (1829-1834). Nach Rossi war die Residenz fertig.

Das Rossi Ensemble an der Ul. s. Rossi

Das Aleksandrinskij-Theater, im Vordergrund ein Denkmal Katharina II.

Einen Sonderfall stellt die Isaak-Kathedrale dar, 1818-1858 unter der Leitung von Auguste Montferrand errichtet. Die weithin sichtbare Kuppel ließ sie nach den Türmen der Peter-Paul-Kathedrale und der Admiralität zum dritten Wahrzeichen der Stadt werden. Ihre Monumentalität ist konzentriert und strebt in die Vertikale, dabei bricht sie mit einem zentralen Grundsatz der bisherigen Stadtarchitektur, die von Rastrelli bis Rossi die Dimension der Horizontalen betonte. Größe wurde durch lange Fassaden und Perspektiven, durch ein Gefühl des weiten Raumes vermittelt.

Wuchtig erhebt sich die Isaak-Kathedrale hinter den Fassaden des Schloß-Ufers, rechts der vergoldete Turm der Admiralität

Bereits im 18. Jh. hatte sich St. Petersburg zu einem wichtigen Handelsplatz und Absatzmarkt für die Bedürftigkeiten des Hofes und des Adels entwickelt. Es entstand eine wohlhabende Schicht, in der Handelskapital akkumuliert wurde. Auch Heinrich Schliemann verdiente hier als Lieferant der Russischen Armee während des Krimkrieges 1853-56 ein Vermögen, mit dem er später seine Grabungen in Troja finanzierte.

Mit dem Beginn der Industrialisierung im 19. Jh. wurden private Bauvorhaben für die weitere Entwicklung der Stadt prägend. Es entstanden Fabriken, Gewerbeflächen und Mietskasernen. Besonders in der zweiten Hälfte des 19. Jh. wuchs die Bevölkerung stark an und die soziale Struktur änderte sich. Aus einer Verwaltungs- und Garnisonsstadt wurde ein moderner ökonomischer Organismus. Die literarischen Figuren von Dostojewskij zeigen die Kehrseite dieser Entwicklung, die Viertel der kleinen Leute und der sozialen Randexistenzen.

Der Eingang zum Dostojewskij Wohnungsmuseum am Kusnetschnyj per. In dieser Wohnung verbrachte der Schriftsteller seine letzten Lebensjahre.

Besonders in den beiden Jahrzehnten um die Wende zum 20. Jh. entwickelte sich eine rasante Bautätigkeit, die mit dem Abriß vieler älterer Gebäude einherging. Konservative Gemüter befürchteten schon das Ende des St. Petersburg der petrinischen und alexandrinischen Epoche, sie verfaßten sogar in einem " Martyrolog des alten Petersburg" Abrißlisten. St. Petersburg war die Hauptstadt eines Weltreiches, in dem sich in privaten Händen ein ungeheurer Reichtum angesammelt hatte, der sich auch in vielen neuen Bauten wiederspiegelt. In der Phase des Jugendstil und des Neoklassizismus entstanden beeindruckende private Gebäude wie Banken, Handelshäuser oder repräsentative Wohnhäuser.

Das Singer Haus von 1904 am Newskij Prospekt (seit der Revolution das Dom Knigi - das Haus des Buches)

Dieses neue St. Petersburg erscheint als Totengräber der aristokratischen Stadt, um es mit den Worten von Karl Schlögel auszudrücken. In der Architektur der Stadt wurde der gesellschaftliche Wandel, die bürgerliche Emanzipation von der Autokratie, vorweggenommen, der schließlich in die Februarrevolution von 1917 mündete und mit der Machtergreifung der Bolschewiki im Oktober 1917 sein jähes Ende fand.


1. Hintergrund

2. 1703 - 1725 Der erste Spatenstich bis zum Tode Peter I.

3. 1725-1801 Ausbau und Konsolidierung
Vom Tode Peter I. bis zum Regierungsantritt Alexander I.

4. 1801 - 1917
Die Vollendung der imperialen Hauptstadt und gesellschaftlicher Wandel


© Gaasterland-Verlag 2004

weitere Onlinemedien:
www.krim-reise.de


Service&Infoteil
Reiseveranstalter
Übernachten
Ausgehen
Reise-Info
Stadtplan
Reiseführer
Register A-Z
Sitemap


Impressum